Bezaubernde blaue Frühlingsblumen suchen und finden
Ab Februar blitzen die ersten Frühlingsblumen fröhlich unter Hecken und Gehölzen hervor. Sie sind besonders wertvoll für Bienen und andere Insekten, die nach dem langen Winter hungrig und auf Futtersuche sind. Naturfreunde setzen deswegen im Herbst jede Menge Frühblüher in die Beete, aber ganz sicher nicht nur blaue Frühlingsblumen – aus vielen guten Gründen. Bekennende Romantiker können die ersten blauen Frühlingsblumen ebenfalls kaum erwarten. Stehen sie doch schon seit Hölderlin für die verklärte Rückbesinnung auf die Reinheit der Natur und so manches mehr. Gärtnerinnen tun Frühblüher besonders gut. Versprechen sie doch den Beginn der neuen Gartensaison und das Ende des grauen, kalten Winters. Bleibt die Frage: Welche blauen Frühlingsblumen in meinem kleinen Garten nicht fehlen dürfen?
Die schönsten blauen Frühlingsblumen | Video
Blaue Frühlingsblumen: meine liebsten 10
Frühling kommt immer dann, wenn wir ihn am sehnsüchtigsten erwarten – und keinen Tag früher. Mutter Natur will das so. Vermutlich damit wir uns über jeden einzelnen Frühblüher erfreuen, und sei er noch so winzig klein. (Links führen teilweise ins Schwesterblog. Dort finden Sie Wissenswertes über die jeweilige Pflanze.) Los geht’s mit:
- Blausternchen, Scilla. Die blauen Frühblüher bilden ganze Blütenmeere, wenn man sie nach der Blüte einfach in Ruhe lässt. Im Garten dauert es leider meist recht lang, bis sich ein nennenswert großer Blütenteppich bildet. Wer nachhelfen will, setzt im Herbst 40 Zwiebeln auf den Quadratmeter und hofft nach der Blüte im März auf die Hilfe von Ameisen. Ja, Sie haben richtig gelesen: Ameisen tragen Blausternchen-Samen in ihre Nester und helfen maßgeblich bei der Verbreitung der Frühblüher. Ein guter Grund, Ameisen im Garten zu lassen, und nicht zu vertreiben. Zumindest dort, wo sie nicht weiter stören.
- Kegelblumen, Puschkinien fallen auf, obwohl sie winzig sind. Es sind blaue Frühlingblumen, allerdings strahlen sie in einem sehr seltenen Cyan-Blau und fallen durch ihren Streifen in der Mitte ihrer Blüte auf. Im Garten sind Kegelblumen einfache, aber unter Bienen sehr beliebte Frühblüher und völlig unkompliziert. Einfach im Herbst in die Erde stecken und im Frühling Blau machen, besser Cyanblau. Der Name Puschkinie bezieht sich auf den russischen Chemiker, Geologen und Botaniker Graf A. Mussin-Puschkin. Mich erinnern Puschkinien an das auf Eisen basierende Blaudruck-Verfahren (Cyanotypie), das von der Naturwissenschaftlerin Anna Atkins bereits 1843 zur Darstellung von Farnen verwendet wurde.
- Buschwindröschen, Frühlingsanemonen, Anemone blanda. An diesen Frühblühern habe ich früh mein Herz verloren. Sie sind die gartenwürdigen Verwandten wilder, weißer Buschwindröschen (Anemone nemrosa) und machen beizeiten ziemlich viel Frühling her. Sie bilden ganze Kissen mit sternartigen Blüten. Nach ihrer Blüte ziehen sie sich komplett zurück, dann decken kleine Hostas das welkende Kraut gnädig zu. Sauber!
- Schneestolz, Schneeglanz, Sternhyazinthen sind wahrlich winzig, aber unübersehbar. Sie erscheinen nahezu konkurrenzlos auf kalter, brauner Erde und man fragt sich, wie sie das schaffen. Kaum winkt ein Hauch von Frühling, schon sind sie da. Mal mit blauen Blüten, mal mit rosa oder weißen Sternchen. Man muss sie einfach lieben und im Herbst weitere Zwiebeln pflanzen. Sie kosten nicht die Welt und Ameisen tragen auch bei ihnen zur weiteren Verbreitung bei.
- Zwerg-Iris, Netz-Iris, Iris reticulata ist eine Zwiebelpflanze, die bereits im Februar blüht. Also noch im Winter, wenn es schneit. Die Kleine ist sehr hart im Nehmen, nur dann nicht, wenn es um ihre Zwiebelchen geht. Sie dulden keinerlei Aufschub und müssen direkt nach dem Einkauf in die Erde. Besser, Sie kaufen Zwerg-Iris bei einem guten Blumenzwiebelhändler und nicht im Baumarkt. Man weiß ja nie, wie lange die Zwiebeln dort in den Regalen liegen. Fest steht: Einmal getrocknet treiben Zwerg-Irisse im Frühling nicht mehr aus. Seien Sie vorsorglich gewarnt.
- Hasenglöckchen, Waldhyazinthen, entzückende blaue Frühlingsblumen für frühlingshelle Standorte. Die Zwiebelgewächse verwildern gerne unter Hecken, an Gehölzrändern, in halbschattigen Beeten zwischen spät austreibenden Stauden. Es gibt zierliche Spanische Hasenglöckchen und englische Blue Bells. Letztere sollen sogar wuchern, doch davon habe ich in meinem Garten noch nichts bemerkt. Erstaunlich ist, neue Pflanzen entstehen durch Tochterzwiebeln, während die Mutterpflanzen sterben. Das nenne ich wahre Mutterliebe und erinnert mich an Echten Hauswurz, bei der nur die Kindel überleben und weitermachen, die Mutterpflanze derweil eingeht.
- Hyazinthen sind stark duftende Geophyten (Zwiebelgewächse). Sie kommen ursprünglich aus dem Orient (nicht aus Holland!) und läuten schon kurz nach Silvester den Frühling ein. Zugegeben, nicht im Garten. Aber jeder Florist preist sie mit den wärmsten Worten an. Dabei sind Hyazinthen nicht ungefährlich. Viele vertragen ihren Duft nicht und giftig sind sie obendrein, denn sie lösen Kontaktallergien aus. Trotz alledem sind Hyazinthen viel zu schön, um völlig auf sie zu verzichten. Meine blühen zwischen März und April im Garten und bleiben auch dort. Ihre Blüten verlieren mit den Jahren an Opulenz, dafür gewinnen sie an Standfestigkeit. Ich kann gut damit leben und lasse sie deshalb im Beet. Stören nicht und Bienen lieben sie.
- Leberblümchen, eine heimische Wildstaude, die in freier Natur an frühlingshellen Waldrändern wächst. Sie im Garten zu halten ist leider etwas schwieriger, denn sie braucht leicht sauren Boden. In Franken ist dieser außerhalb des Waldes kaum zu finden. Es sei denn, man kultiviert das zarte Pflänzchen im Blumentopf.
- Kaukasisches Vergissmeinnicht, Brunnera, blaue Frühlingsblumen und Blattschmuckstauden fallen auf durch hübsch gezeichnete, raue Blätter. ‚Jack Frost‘ heißt eine beliebte Sorte mit einer weißen, „gefrosteten“ Zeichnung auf den Blättern. Brunnera ziert halbschattige und schattige Staudenbeete und befindet sich damit in bester Gesellschaft mit Hundszahn-Lilien, Tränenden Herzen, Knotenblumen und Schneeglöckchen.
- Traubenhyazinthen, Muscari. mit diesen Zwiebelblumen stehe ich ein bisschen auf Kriegsfuß. Einerseits malen Sie den Frühling blau. Andererseits tun sie dies ohne Rücksicht auf Verluste. Die Geophyten (Zwiebelpflanzen) okkupieren gnadenlos jedes Beet, jeden Blumentopf und jede Pflasterfuge. Sie setzen sich mitten in Stauden und sind dort nicht mehr wegzubringen. Egal ob im Lavendel, in Pfingstrosen oder in Chrysanthemen: Traubenhyazinthen kommen, um zu bleiben. Sind alle Muscari so wild und invasiv? Nein, nur Armenische Traubenhyazinthen, doch ausgerechnet diese Sorte wird im Herbst bei Discountern und in Gartencentern massenhaft verkauft. Der ahnungslose Gartenanfänger weiß nicht, wie ihm geschieht. 10 Zwiebeln gepflanzt und 10 Jahre später sieht der Garten dann so aus:
Armenische Traubenhyazinthen. Gnadenlose Invasoren | Video
Blaue Blumen, was ist ihr Geheimnis?
Blaue Blumen kommen in der Natur nur selten vor. Wenn Gärtner von blauen Blüten sprechen, sind oft violette Töne gemeint. Auch schön. Aber reinblaue Blüten wie die des Vergissmeinnicht sind einzigartig und deswegen so begehrt.
In der Sprache der Blumen stehen blaue Blumen für Freundschaft und Treue. Der Kenner unterscheidet noch weiter: Himmelblau steht für Freiheit und Vitalität, dunkles Blau symbolisiert dagegen Tiefsinnigkeit. Blaue Frühlingsblumen beherrschen die gesamte Palette von Schneestolz in Bleu über himmelblaue Kaukasische Vergissmeinnicht, tiefblaue Blausterne, bis hin zu violett-blauen Hyazinthen.
Was symbolisiert die Blaue Blume in der Epoche der Romantik?
Seit der Romantik schwärmen Dichter vom Geheimnis blauer Blumen. Schiller, Goethe, Hölderlin und ihre Freunde suchten ihr Glück und neuen Lebenssinn in der Natur. Das war brandneu zu dieser Zeit und stand im krassen Gegensatz zur vorhergehenden Epoche der Aufklärung und der Französischen Revolution. Man wollte Geist und Gefühl wieder in sich vereinen. Die legendäre Blaue Blume symbolisierte dabei die Sehnsucht nach Weite, Freiheit, Liebe, neues Denken, Treue und Freundschaft.
„Alles Sehnen, alles Streben wandern zu ihr“ schreibt Hölderlin und meint damit diese eine Blaue Blume. Romantiker der damaligen Zeit vermachten uns ihre Gedanken dazu in Wort, Bild und Gesang – was für ein Glück.
Kunstmaler verließen ihre muffigen Ateliers und zogen raus ins Freie und malten unter freien Himmel. Impressionisten wie Monet, Manet, Degas, Pissarro, Cezanne und van Gogh entdeckten flackerndes Sonnenlicht, mystisches Licht bei Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Anstelle wie zuvor opulente, aber nicht reale Blumensträuße in Vasen zu malen wurden neue atemberaubende Motive vor der Haustüre gefunden: Meere wogender Blüten, Mohnfelder, Kornfelder, Seerosen am Teich, mystische Sternen- und Himmelsbilder. Das wäre alles nie passiert, wenn diese Künstler nicht nach draußen gegangen wären.
Romantiker wie Kaspar David Friedrich schufen derweil mit Pinsel und seidenweich verlaufenden Ölfarben auf Leinwand faszinierende Traumwelten für die Ewigkeit.
Blaue Sommerblumen
Der Reigen blauer Blumen geht im Sommer munter weiter. Wenn Sie sich also einen blauen Garten wünschen, nur zu. Meine liebsten blauen Sommerblumen sind:
- Kornblumen, ihr klares Blau ist sprichwörtlich. In Äckern sind Kornblumen inzwischen selten, an meinem Sonnenhang gedeihen sie überaus prächtig und säen sich zuverlässig jedes Jahr aufs Neue aus. Distelfinken lieben ihren Samen. Deswegen dürfen Kornblumen am Sonnenhang bleiben, auch wenn sie es manchmal beim Verwildern übertreiben.
- Blauer Staudenlein, einst Namensgeber fürs „Blaue Allgäu“. Staudenlein trägt himmelblaue Blüten und erhält sich durch Selbstaussaat im Garten. Das ist ziemlich praktisch. Die Staude ist sehr genügsam und kommt mit mageren, trockenen Standorten gut zurecht.
- Jungfer im Grünen, Nigella, ist ebenfalls eine Vagabundin. Sie taucht überall auf, wo es ihr einmal gut gefallen hat. Ihre kugeligen Knospen inmitten dünner, nadelartiger Blätter sind markant und unverkennbar. Der Trivialname „Braut in Haaren“ trifft es auf den Punkt.
- Einjähriger Rittersporn, ist ein Held für alle Fälle. Einmal gesät kommt er jedes Jahr wieder und bringt viele Freunde mit. Schnecken meiden diesen Rittersporn, sehr zur Freude vieler Gärtnerinnen.
- Blauer Lavendel, ein Halbstrauch für trockene, sonnige, heiße Standorte. Bienenpflanze und perfekt für leichtes Gärtnern. Nicht gießen, nicht düngen – aber nach der Blüte radikal zurückschneiden hält Lavendel kompakt und gesund.
- Trichterwinden können blau, rosa, weiß und violett. Alle Sorten lassen sich blitzschnell aus Samen ziehen. Aussaat im April, Erste Blüten erscheinen bereits im Mai. Wie’s geht, erkläre ich nebenan.