Als vor mehr als dreißig Jahren plötzlich Mutterkraut in meinem allerersten Garten auftauchte und so hübsch blühte, kommentierte die Vorbesitzerin des Gartens die hübsche Blume so: “Es ist ein altes Heilkraut, muss aber in Schach gehalten werden, sonst entpuppt es sich schnell als Unkraut. Aber hübsch ist es und zum Auffüllen schneller Rosen-, Feld- und Wiesensträuße immer gut zu gebrauchen.” Kurz: Das Mutterkraut durfte im alten Forstgarten bleiben. Des Försters 14 Bienenvölker haben sich darüber sicher sehr gefreut.

Tanacetum parthenium, Mutterkraut

Tanacetum parthenium, Mutterkraut

Mutterkraut kommt in den Garten, um zu bleiben.

Gut zwei Jahrzehnte und zwei Umzüge später erinnerte ich mich wieder an das hübsche, praktische Mutterkraut. In der Gärtnerei vor Ort rümpfte man die Nase über mein merkwürdiges Ansinnen, es im eigenen Garten kultivieren zu wollen. Nehmen Sie doch lieber große Sommermargeriten, da haben Sie mehr davon. Römische Kamille wäre auch noch ein brauchbarer Ersatz, doch nein, für mich sollte es das einfache Mutterkraut, Tanacetum parthenium, sein.

Erst beim dritten Anlauf gelang es mir in der Online-Gärtnerei meines Vertrauens fünf Pflanzen zu ergattern. Seither verwende ich Mutterkraut für die zweite Reihe und als “in sich ruhende” Blütendecke im gemischten Stauden- und Rosenbeet.

Tanacetum parthenium, Mutterkraut

Blüten, wie von Kinderhand gemalt.

Mutterkraut ist ein Heilkraut und zugleich ein starkes Kontaktallergen.

Als Allergiker weiß ich natürlich, dass Tanacetum parthenium problematisch und nur mit Vorsicht zu genießen ist. Die Haut quittiert schon das bloße Berühren der Pflanze mit juckender Kontakt-Dermatitis (ein fieser, roter, nässender Ausschlag), wie leider bei so viele Pflanzen im Garten. Ein Grund mehr, nie ohne gute, möglichst oft gewaschene Handschuhe zu gärtnern. Die Hälfte aller Menschen, die unangenehm auf Mutterkraut reagieren, sind auch mit einer Kreuzallergie gegen andere Kreuzblütler wie Margeriten, Schafgarbe, Sonnenblume, Chrysanthemen und andere geplagt.

In der Naturheilkunde wurde/wird das hoch aromatische Kraut gerne gegen Migräne, Regelschmerzen, Magen- und Darmbeschwerden sowie Parasiten im Darm eingesetzt – und auch gegen unerwünschte Schwangerschaften. Der Übergang zwischen heilen und dem Gegenteil ist bekanntlich fließend. Immerhin hoffen heute Pharmazeuten im Mutterkraut einen Wirkstoff gegen Leukämie zu finden oder bereits gefunden zu haben. Wünschenswert wäre das.

Die Wildstaude bereichert das Staudenbeet und blüht von Juni bis September

Die Wldstaude, die an Kamille oder an eine kleine Margerite erinnert, liebt satten feuchten lehmig bis humosen Boden, wird von Schnecken gemieden(!) aber von Bienen und anderen Insekten geliebt. Deswegen gebührt ihm ein sonnig bis halbschattiger Platz im Garten zwischen Phlox, Bartnelken und auch Rosen. Ausputzen lohnt, aber nach einem Rückschnitt treibt Mutterkraut nur noch Blätter aus und blüht erst wieder im nächsten Jahr. Dann erscheinen rund um die Mutterpflanze auch zahlreiche kleine Sämlinge, die man leicht versetzen kann, sofern man dies will. Die Mutterpflanze selbst ist eher kurzlebig. Wer neue Pflanzen woanders haben will, versetzt also besser Sämlinge im Frühling als Mutterpflanzen im Herbst, die überleben nämlich nicht immer den nächsten Winter, so schade das auch ist.

Mutterkraut, heimische Wildstaude, Heilkraut & starkes Kontaktallergen

Fiona Amann

Fiona Amann ist Texterin & Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Auf "Mein Blumenbild des Tages" bloggt sie über ihren Blumengarten, gibt Pflege- und Gartentipps und porträtiert besonders schöne Blumen - in Wort und Bild.