Ab Mitte Juni beginnt die große Zeit der Taglilien, botanisch Hemerocallis. Sie wachsen praktisch in jedem Gartenboden und sogar den Standort Gartenmauer aus Betonpflanzsteinen halten sie aus. Sonnig haben es die robusten Gartenstauden am liebsten. Mit Halbschatten kommen sie aber auch gut zurecht. Einer der vielen Gründe, warum die legendäre Bahnwärter-Taglilie einst Karriere machte – trotz oder wegen ihrer weithin leuchtend orangen Blüten.  

Warum sind Taglilien Superstauden für kluge Gärtner?

Sie suchen Pflanzen bzw. Stauden, die mit möglichst wenig Einsatz viel hermachen und trotzdem wochenlang blühen? Dann pflanzen Sie am besten Taglilien/Hemerocallis. Solange sie nicht blühen, wirken die Stauden wie Gräser mit lanzettartigen, mehr oder weniger langen Blättern. Es gibt Taglilien mit kleinen oder großen Blüten, duftende Taglilien, Miniaturen, die gut in Steingärten passen und sehr schlanke, hoch gewachsene Sorten und dazwischen zahlreiche Varianten.

Taglilien  sind äußerst pflegeleicht und bescheiden: Im Vorfrühling befreit man sie vom alten Laub und gönnt ihnen etwas Dünger. Danach müssen Sie ihnen nur noch beim Wachsen zusehen – und spätestens im Juni beginnen sie zu blühen. Manche sogar schon im Mai.

Entfernen Sie am besten täglich das Verwelkte, so können Sie die Schönheit der Pflanzen ungetrübt genießen. Am leichtesten ist es, abends, kurz bevor es dunkel wird, die Blüten abzupflücken. Über Nacht würden sie ohnehin verwelken, denn jede blüht immer nur einen Tag. Dafür öffnen sich täglich neue Blüten und so blüht die Pflanze tatsächlich wochenlang.

Sind Taglilien essbar?

Ja. Die Knospen und Blüten von Taglilien sind eine hoch geschätzte Delikatesse für Gourmets. Man kann sie roh genießen, kurz dünsten oder braten. Das Besondere: Jede Sorte schmeckt anders. Man kann sich also munter durchprobieren und Gäste überraschen. Am besten schmecken vollreife Knospen kurz vor dem Erblühen.

Bahnwärter-Taglilie macht auch in einem modernen Garten mächtig viel her. Alleine schon wegen ihrer imposanten Größe.

Bahnwärter-Taglilie macht auch in einem modernen Garten mächtig viel her. Alleine schon wegen ihrer imposanten Größe.

Wie kam die klassische Bahnwärter-Taglilie zu ihrem Namen?

Zu den bekannten, aber nicht sehr beliebten, Sorte gehört auch die berühmte Bahnwärter-Taglilie. Sie stand früher oft in den bescheidenen Bahnwärter-Gärtchen direkt neben den Gleisen. Ältere Leser erinnern sich vielleicht noch an beschrankte Bahnübergänge, die noch von echten Bahnwärtern bedient wurden. Gerade auf dem Land war das zwar eine wichtige Tätigkeit, aber auch eine, die mit vielen Leerstunden verbunden war. Deswegen die Gärtchen und deswegen auch Bahnwärter-Taglilien. Ihre matt-orangen Blüten sitzen hoch über den Blättern und wirken, um ganz ehrlich zu sein, ein bisschen langweilig. “Ernsthafte” Gärtner ignorierten Bahnwärter-Taglilien deswegen lange Zeit, doch das hat sich inzwischen grundlegend geändert – aus guten Gründen.

Die Bahnwärter-Taglilie wächst sehr hoch und hat eine tolle Fernwirkung

Die Bahnwärter-Taglilie blüht früh, wächst sehr hoch und hat eine tolle Fernwirkung

Warum Hermerocallis sammeln und pflanzen?

Hemerocallis sind recht einfach zu vermehren und zu kreuzen, So kommt es, dass sich immer mehr Gärtner mit den Superstauden intensiv beschäftigen. Jährlich werden zig neue Sorten registriert, dennoch wird längst nicht jede Neuheit auch auf Dauer zum Erfolg. Zumindest ist jedoch inzwischen die Auswahl in gut sortierten Staudengärtnereien größer denn je.

Vor 24 Jahren kam auch die erste Taglilie in meinen Garten. Es war die kleine, gelb blühende Sorte Stella d’Oro. Sie hält den heißen Südhang aus und gedeiht sogar in der Gartenmauer aus Betonpflanzsteine. Inzwischen wachsen sehr viele verschiedene Hemerocallis in meinem Garten. Von der cremeweißen ‘Shephard’ bis zu den feurigen ‘Rotes Rathaus’ und ‘Moses Fire’ sowie hohe, zitronengelbe Taglilien ist alles dabei. Ich pflanze Sie bevorzugt entlang der Gartenwege, damit ich abends das Verblühte leichter pflücken kann. Faule Gärtner verzichten vielleicht auf diesen kleinen Liebesdienst, ich jedoch nicht. Will ich mich doch jeden Tag an den makellosen frisch aufgeblühten Taglilien-Blüten erfreuen ohne verwelkte Blüten dazwischen zu sehen.

Taglilie Fulva Kwannso mit Fernwirkung, dank oranger Blüten

Hemerocallis Fulva Kwannso mit Fernwirkung, dank oranger Blüten

Wo gibt’s die schönsten Taglilien?

Frühblühende Sorten blühen bereits ab Mai z. B. ‘Maikönigin’, ‘Hemerocallis Minor’ oder die bekannte kleine ‘Stella d’Oro’. Manche Taglilie-Sorten blühen im Herbst noch ein zweites Mal, wie die schöne Taglilie Christmas Is. Zu den spätblühenden Sorten gehören die wundervolle gelbe ‘Augustfreude‘ und ‘Septemberfreude’. Dazwischen liegt eine enorme Vielfalt an Blütenformen, Blütenfarben, Wuchshöhen und Blütezeiten. Grund genug, sich bei der Auswahl in gut sortierten Staudengärtnereien oder bei ausgewiesenen Hemerocallis-Spezialisten umzusehen, und sich nicht mit den Allerweltspflanzen vom Baumarkt zu begnügen. Es lohnt sich.

Gratis Taglilien: wie und wo?

Bitten Sie eine Gartenfreundin um einem Ableger oder bieten Sie eigene Ableger zum Tausch bei einer Facebook-Gruppe an.

Taglilien lassen sich direkt nach der Blüte am besten teilen. Schneiden Sie dazu die Staude auf etwa 20 cm zurück und teilen Sie den Wurzelstock in einzelne Ableger, Fächer genannt. Die einzelnen Fächer können Sie auch ohne Erde, also wurzelnackt mit der Post versenden. Oder Sie pflanzen die gewonnenen Fächer in frische Erde in ein sonniges Blumenbeet oder in einen geräumigen Pflanzkübel. Auch das funktioniert tadellos. Taglilien sind schließlich Superstauden, die alles mitmachen und nur selten enttäuschen.

Was Sie sonst noch über die Pflege der Taglilien wissen sollten, erfahren Sie im Schwesterblog “Wo Blumenbilder wachsen”, gleich nebenan.

Weitere Blumenbilder mit Taglilien

Fiona Amann

Fiona Amann

Fiona Amann ist Texterin & Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Auf “Mein Blumenbild des Tages” bloggt sie über ihren Blumengarten, gibt Pflege- und Gartentipps und porträtiert besonders schöne Blumen – in Wort und Bild.